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Über die Hypobare Hypoxie

Als Spezialisten für Flugmedizin konzentriert sich ein wesentlicher Teil unserer Arbeit auf die hypobare Hypoxie. Wir verstehen darunter einen Sauerstoffmangel, der seine Ursache im mit zunehmender Höhe abnehmenden Luftdruck hat. In größeren Höhen ist der Sauerstoff-Partialdruck in der Atemluft deutlich geringer als auf Meereshöhe. 

Dies führt bereits ab einer Flughöhe von über 10.000 Fuß (ca. 3.000 Meter) zu einer unzureichenden Sauerstoffaufnahme und damit zu einer mangelhaften Versorgung lebenswichtiger Organe. Die Kenntnis dieser physikalischen und physiologischen Grundlagen ist für uns und für jeden, der fliegt, entscheidend, um die Risiken der Sauerstoffversorgung in der Höhe zu verstehen.

Anzeichen und Symptome der Hypoxie

Die hypobare Hypoxie äußert sich durch eine Vielzahl von Anzeichen und Symptomen, die sowohl subjektiv vom Betroffenen wahrgenommen als auch objektiv beobachtet werden können. Subjektive Symptome umfassen unter anderem Herzklopfen, Lufthunger, Schwindel, Beklemmung, Wärme- oder Kälteempfinden, sowie Sehstörungen, die sich als vermindertes Gesichtsfeld, Farbsehen oder Visus äußern können. Auch Kribbelparästhesien sowie psychische Veränderungen wie Apathie oder Euphorie sind möglich. Objektive Anzeichen beinhalten eine erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie), Hyperventilation, Zyanose, sowie eine Abnahme der Konzentration, Auffassungsgabe, Kritik- und Urteilsfähigkeit. In fortgeschrittenen Fällen können Koordinationsstörungen bis hin zu Krämpfen auftreten. Eine besondere Gefahr liegt darin, dass sich die betroffene Person in der Höhe zunächst gut fühlen kann, bevor plötzlich Bewusstlosigkeit eintritt. Dies wird treffend mit dem Satz beschrieben: "YOU MAY FEEL GREAT ... UNTIL IT'S TOO LATE". Es ist wichtig zu wissen, dass Hyperventilation, die oft in der Höhe auftritt, den arteriellen CO2-Partialdruck senkt und zu Symptomen wie Kribbelparästhesien und Schwindel führen kann, was die zerebrale Hypoxie noch verstärken kann. Insbesondere die graduelle Hypoxie ist oft schwierig zu erkennen, weshalb die genaue Kenntnis der subjektiven Symptome von entscheidender Bedeutung sein kann, um lebensrettende Maßnahmen einzuleiten.

Die Zeit des nutzbaren Bewusstseins (TUC) und Prävention

Ein kritisches Konzept im Zusammenhang mit Hypoxie ist die "Time of Useful Consciousness" (TUC). Diese wird auch als praktische oder gesamte Selbstrettungszeit bezeichnet. Die TUC definiert die maximale Zeitspanne, in der eine Person nach Beginn der unzureichenden Sauerstoffversorgung noch in der Lage ist, sinnvolle Handlungen zur Rettung auszuführen, bevor die Handlungsunfähigkeit eintritt. Die TUC ist in großen Höhen stark reduziert; beispielsweise beträgt sie auf 43.000 Fuß in Ruhe nur etwa 10-15 Sekunden und in Bewegung sogar nur rund 5 Sekunden. Auf 25.000 Fuß haben Sie in Ruhe noch etwa 3 Minuten Zeit, in Bewegung jedoch nur ca. 1 Minute. Diese kurze Zeitspanne unterstreicht die Notwendigkeit einer korrekten und zeitverzugslosen Reaktion bei Hypoxie-Symptomen oder im Falle einer explosiven Dekompression. Zur Prävention von hypobarer Hypoxie stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, darunter der Einsatz von Druckkabinen oder Druckanzügen. Eine essenzielle Prophylaxe ist die Sauerstoffatmung, welche den Sauerstoff-Partialdruck erhöht und somit die Sauerstoffversorgung sicherstellt. Das regelmäßige Training in einer Unterdruckkammer (Hypobaric Chamber) dient der Demonstration des Sauerstoffmangels und der praktischen Einübung von Notfallverfahren, einschließlich der Reaktion auf explosive Dekompression, mit dem klaren Ziel, Todesfälle und den Verlust von Flugzeugen zu vermeiden. Ein solches Training beinhaltet Anamnese, Untersuchung, Präoxigenierung und Überwachung mittels Pulsoxymetrie und Video.

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